Theater Marie «Der grosse Gatsby»

Veröffentlicht in Bühne | Literatur (Archiv)

Fr 06. März 2015 - 20:15 Uhr | Winterthur, Theater am Gleis
Podiumdiskussion mit prominenten Gästen Sa 07. März 2015 - 20:15 Uhr

Die Dramatikerin Rebekka Kricheldorf hat aus F. Scott Fitzgeralds Roman eine Theaterfassung destilliert, die wie massgeschneidert auf die heutige Zeit passt. In Fitzgeralds Meisterwerk geht es um Erfolg, Macht, Anerkennung und darum, einen Zipfel des amerikanischen Traums zu erwischen. Hält man den aber in Händen, folgt für den Träumer unmittelbar existentielle Leere: Das Vergnügen wird schal, die Exzesse öde, und Selbstzweifel werden munter in Champagner ertränkt. Die Radikalität, mit der Jay Gatsby seinen Aufstieg in die reichste Gesellschaftsschicht verfolgt, ist gleichzeitig faszinierend und abgründig.

«Der grosse Gatsby»

Spiel SEBASTIAN EDTBAUER, MANUEL LÖWENSBERG, NADINE SCHWITTER, DIEGO VALSECCHI, EMILIA HAAG, ANNE WEINKNECHT, MICHAEL GLATTHARD, CHRISTOPH RATH; Regie OLIVIER KELLER; Bühne, Kostüm TATJANA KAUTSCH, ERIK NOORLANDER, DOMINIK STEINMANN; Musik PASCAL NATER; Dramaturgie PATRIC BACHMANN; Regieassistenz SOPHIE STEINBECK, Ausstattungsassistenz LINDA ROTHENBÜHLER.

Auf dem Anwesen von Jay Gatsby feiern die Superreichen legendäre Partys. Niemand weiss, was hier eigentlich gefeiert wird und vor allem, wie der Gastgeber diesen Rausch der Verschwendung finanziert. Der sagenumwobene Gatsby ist aber trotz Reichtum ein unglücklicher Glücksritter. Sein Blick schweift zum gegenüberliegenden Flussufer, dorthin, wo seine einstige grosse Liebe heute lebt. Damals war er arm aber heute ist er millionenschwer, ein Selfmademan, dem alle zu Füssen liegen. In seinem grandiosen Selbstbetrug, in der Betriebsamkeit des Aufstiegsprojekts verliert Gatsby den Bezug zu seinem inneren Antrieb und er verliert seine grosse Liebe Daisy auf dem Weg nach oben. Obwohl die Rückeroberung Daisys der Motor seines Strebens ist, wird die Liebe zur fixen Idee und Daisy zur reinen Projektionsfläche.
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Auf der Bühne suchen wir die Leere hinter den unerschöpflichen materiellen Möglichkeiten, die den Figuren zur Verfügung stehen. Die Figuren dieses Popmärchens halten das Alleinsein nicht aus und umgeben sich mit Zuschauern und Zuhörern, die ihnen ständig den Existenzbeweis geben sollen. Für die Inszenierung führen diese Gedanken zu einer Art Doppelbesetzung von Gatsby. Gatsby erhält einen ständigen Begleiter: einen Schatten, eine innere Stimme, einen Diener oder einen Bluthund - je nach Sichtweise. Ausgehend von den Figuren, ihrer Sprache und ihrer Psychologie ist die Inszenierung einv komischer und makabrern Reigen über menschliche Eitelkeiten.

Nach der Aufführung des Stücks am 6.3. wird die Thematik am 7.3. in einem Podium mit prominenten Gästen diskutiert – moderiert vom Theater Marie. Manuel Löwensberg trägt dazu Monologe aus der Inszenierung vor und das Ganze wird live vom Radio Stadtfilter übertragen.

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